„Ich bin Jonas Springer (links) und gemeinsam mit meinem Bruder Benjamin (rechts) bilden wir die 3. Generation des Familienbetriebs, der seit 1965 in Kassel verwurzelt ist. Geleitet durch die Geschäftsführer Marcus Kowal und Marco Happel (Bildmitte) bieten wir Full-Service für Industrieverpackung, Lagerung und Logistik. Mit Hilfe von langlebigen Verpackungslösungen, Ressourceneffizienz in Lagerung und Transport, sowie normkonformen Prozessen, sehen wir uns als zukunftsorientiertes Unternehmen in der Pflicht, Umweltbelastungen zu minimieren und stets nachhaltige Lösungsansätze zu verfolgen.“
Was zeichnet Ihr Unternehmen aus, besonders im Hinblick auf Nachhaltigkeit?
Kopack hat seine Wurzeln in der Deutschen Tailleur‑Gruppe, in die mein Großvater 1966 eingetreten ist. Später wurde das Unternehmen von ihm - Johannes Kowal – übernommen und ab 1985 in Bettenhausen als eigenständiges Unternehmen „Kopack Industrieverpackungen Kowal GmbH“ weitergeführt. 1994 erfolgte der Umzug in den Industriepark Waldau, insbesondere aufgrund des damals wichtigen Gleisanschlusses – auch wenn dieser inzwischen an Relevanz verloren hat. In den vergangenen Jahren sind wir deutlich gewachsen: Heute umfassen wir etwa 30.000 m² Hallenfläche, beschäftigen rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und befinden uns in der Phase des Generationenwechsels – inzwischen in dritter Familiengeneration.
Unser Kerngeschäft liegt in maßgeschneiderten Exportverpackungen für Übersee-Transporte. Unsere Kompetenz liegt in der Entwicklung individualisierter Verpackungslösungen für Bahn-, See- und Luftfracht, einschließlich moderner Ladungssicherung und zertifizierter Röntgen-Kontrollen direkt im Haus. Das macht uns zum zertifizierten Luftfracht‑Spezialisten für Wehrtechnik und Industriegüter.
Nachhaltigkeit ist für uns ein Schlüsselthema: In einer Branche, in der Verpackungen häufig kurzfristig genutzt und entsorgt werden, setzen wir konsequent auf Ressourcenschonung – sowohl durch effizientere Produktionsprozesse als auch durch Kreislaufmodelle, gerade bei Holz und Kartonagen.
Sie nutzen eine fortschrittliche Wärmerückgewinnung aus Ihrer Druckluftzentrale. Wie funktioniert diese und warum haben Sie sich dafür entschieden?
Bereits bei der Planung unseres Neubaus 2017 stand die Energieeffizienz im Zentrum unserer Überlegungen. Wir haben eine zentrale Druckluftversorgung mit Ringleitung über alle Hallen installiert, gesteuert durch drei bedarfsgerechte Kompressoren. Das bedeutet, dass nur die benötigten Kompressoren aktiv sind – das spart erheblich Strom. Ein integraler Bestandteil ist die Wärmerückgewinnung über das Kühl- und Lüftungssystem: Prinzipiell werden die Hallen nicht gekühlt, aber durch Abführung der Abwärme nach draußen auch nicht zusätzlich erwärmt. Im Winter wird die überschüssige Wärme direkt zurück in die Hallen geführt. Das reduziert unsere Heiz- und Kühlkosten deutlich und setzt Maßstäbe für nachhaltige Industrieprozesse.
Planen Sie am Standort weitere Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz? Wenn ja, welche?
Ja, wir verfolgen kontinuierlich weitere Maßnahmen zur Optimierung unserer Energieeffizienz. Dazu zählen unter anderem:
- Ausbau der Photovoltaik-Fläche: Geplant ist eine Erweiterung unserer bestehenden Anlagen, alternativ prüfen wir auch die Übernahme einer Pachtanlage auf unseren Hallendächern, um unseren Anteil an regenerativer Energie zu erhöhen.
- Wärmerückgewinnung in der Lackierkabine: Ähnlich wie in der Druckluftzentrale nutzen wir seit der Anschaffung 2020 auch in der Lackierkabine die Restwärme effizient, um den Energiebedarf zu senken.
- Brikettherstellung aus Sägespänen und Palettenresten: Die Briketts werden als Heizmaterial verwendet, was die Abfallmenge reduziert und zugleich Energie liefert.
- Wiederverwendung von Kartonagen als Füllmaterial: Kartonagen aus dem Wareneingang werden zerkleinert und in neuen Verpackungen wiederverwendet. Diese Form der Wiederverwertung war früher aus produktsicherheitsrechtlichen Gründen nicht erlaubt, ist heute jedoch durch die Zustimmung vieler Kundinnen und Kunden fester Bestandteil unseres nachhaltigen Verpackungskonzepts.
- Förderung von Pendel- und Mehrwegverpackungen: Dadurch konnten wir den Einsatz von Einwegpaletten deutlich reduzieren. Verpackungen, die in entferntere Märkte wie die USA geliefert werden, lassen sich zwar nicht immer zurückführen, werden dort jedoch häufig weiterverwendet, etwa im Hausbau.
- Umstellung des Fuhrparks auf Elektromobilität: Wir stellen sukzessive auf Elektrofahrzeuge um und prüfen derzeit die Anschaffung eines elektrisch betriebenen LKWs für den Nahverkehr.
- Fahrradleasing-Modell für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dieses Angebot unterstützt nachhaltige Mobilität auch auf dem täglichen Arbeitsweg.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen im Energie- und Klimaschutzkontext Ihrer Branche?
Wir als Familienunternehmen stehen seit dem Generationswechsel vor der Herausforderung, Nachhaltigkeit aktiv zu gestalten – nicht nur jetzt, sondern langfristig. Hinzu kommen steigende Anforderungen wie das Lieferkettengesetz und Nachhaltigkeitszertifizierungen. Der Druck durch Regulierungen nimmt zu – oft fühlen wir uns von staatlicher Regulierung überlastet. Das ist schade, denn es hemmt Unternehmen innovativ zu denken. Wir wünschen uns mehr unternehmerische Freiheit, um flexibel und kreativ nachhaltige Lösungen umzusetzen – ganz im Interesse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der nächsten Generation.
Warum haben Sie sich für Kassel als Unternehmensstandort entschieden?
Die Entscheidung für Kassel basiert auf unserer Familienhistorie – wir sind hier fest verwurzelt. Aber auch logistisch ist Kassel ideal: die Autobahnanbindung, die zentrale Lage in Deutschland und ein Industriegebiet mit ausgezeichneter Infrastruktur. Zudem profitieren wir von der intensiven Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung und durch Projekte wie das Transformationsplan-Industriepark-Waldau-Projekt. Dadurch sind Netzwerke entstanden, in denen wir uns mit anderen Unternehmen austauschen können. Etwa 90 Prozent unserer Kundschaft stammt aus der Region – mit vielen wuchs die Geschäftsbeziehung über Generationen hinweg.